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Seelische Schönheitschirurgie - Schönheit, die von innen kommt

Dezember 28, 2009
PreetzRedakteur

In einem anderen Blogpost berichtete ich über einen Trend der zeigt, dass kosmetische Chirurgie immer häufiger vom „Ottonormalverbraucher“ in Anspruch genommen wird, um reale oder vermeintliche Makel des Körpers zu korrigieren. Ein sehr gefährlicher Trend, wie ich finde.

Nun las ich in meinem Urlaub einen Artikel, der die Möglichkeit beschrieb, mit einer neuen Methode die Oberschenkel-Länge um mehrere Zentimeter zu vergrößern. Es dauere zwar ein bis eineinhalb Jahre, bis die mit diesem Eingriff verbundenen Schmerzen und Gehbehinderungen überwunden seien, dennoch würde diese Oberschenkelknochenverlängerung von immer mehr Menschen in Anspruch genommen. Wenn ich mich recht erinnere, kann dieser Eingriff bis zu 28.000 EUR kosten, dennoch nehmen immer mehr Menschen Schmerzen, Kosten und langwierige Probleme beim Gehen in Kauf, um ein paar Zentimeter „größer“ zu werden.

Eine andere Methode –

Ich möchte an dieser Stelle einmal eine andere Herangehensweise als Alternative darstellen.
Zu Beginn der ersten Sitzung gebe ich fast jedem meiner Patienten einen Spiegel in die Hand, bitte ihn, sich im Spiegel anzuschauen und zu sagen: „Ich liebe und akzeptiere mich von ganzem Herzen, mit all meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten“. Dann frage ich, wie schwer es war, sich auch wirklich zu lieben und anzunehmen. Diese Schwierigkeit soll auf einer Skala von Null (überhaupt nicht schwierig) bis zehn (die größte denkbare Schwierigkeit) eingeschätzt (quantifiziert) werden.

Mit seltenen Ausnahmen erleben es die Patienten als sehr schwer, sich zu lieben und / oder zu akzeptieren. Häufigste Antwort: 8 – 10! Teilweise können die betroffenen Patienten sich gar nicht im Spiegel ansehen, die Worte nicht aussprechen oder sie fangen an zu weinen. Oder sie sagen die Worte nichtssagend vor sich her.

Mangelnde Selbstliebe und die Selbstablehnung sind einer der psychologischen Hauptgründe, warum Menschen überhaupt zu Patienten werden. Viele Menschen finden sich unerträglich groß / klein, dick / dünn, mit einer zu großen / kleinen Nase, zu langen / kurzen Beinen etc. Die Liste ist sehr lang. Sie würden alles dafür tun, um nur ein wenig größer / kleiner, dicker / dünner etc. zu sein. Die Erfahrung zeigt jedoch, wenn diese Veränderung von „außen“ erfolgt, beispielsweise durch eine kosmetische Operation, findet sich der betroffene Patient dennoch nicht liebenswerter und er kann sich auch dann nicht als Mensch mit seinen Schwächen akzeptieren. Die Enttäuschung ist groß und trägt oft zu noch größerem Leiden bei.

Wie uns die Natur zeigt, ist die Individualität ein wesentliches Merkmal jedes Lebewesens und auch eines jeden Menschen. Man denke nur an den Fingerabdruck. Noch nie gab es Hinweise darauf, dass sich ein Reh, ein Affe, eine Schnecke, Delphin oder Elefant als unzulänglich erlebt hat. Diese Selbstablehnung ist Folge von Erfahrungen und Prägungen, die der Mensch in seinem Leben erfährt. Sie kann auch nicht mit dem Skalpell korrigiert werden.

In meiner Praxis haben sich in den letzten Jahren nur wenige Patienten vorgestellt, die als Hauptproblem angaben, sich nicht lieben und annehmen zu können. In der übergroßen Mehrzahl der Fälle ging es um andere gesundheitliche Probleme und erst der Spiegel (s. o.) machte dieses Problem in der Sitzung bewusst erlebbar. Es war mit sehr seltenen Ausnahmen bei allen meiner Patienten vorhanden.

Bitte beantworten Sie jetzt einmal für sich die Frage, ob die Verlängerung der Oberschenkelknochen wirklich die Ursache des Problems der Selbstablehnung behebt oder lediglich eine Korrektur des Symptoms ist?

Ich glaube, Sie haben für sich eine klare Antwort auf diese Frage gefunden.

Nun stellt sich jedoch die nächste Frage, nämlich welche anderen, gesünderen Wege es gibt, diese unerträgliche Selbstablehnung zu überwinden?

Nun viele Psychotherapiepatienten haben die Erfahrung gemacht, dass sie im Rahmen der therapeutischen Arbeit begonnen haben, sich mehr zu akzeptieren und anzunehmen. Auch religiöse Erfahrungen können dazu beitragen, sich als Kind Gottes zu erkennen und somit mehr anzunehmen.

Verzeihen ist der Weg

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs, wie die analytische Hypnosetherapie ein seelisches oder körperliches Problem behandelt. Es werden die EMOTIONALEN Ursachen und auch die einschränkenden Glaubenssätze aufgedeckt und geheilt, die hinter dem gesundheitlichen Problem stehen. In diesem Prozess lernen die betroffenen Patienten, tief sitzende Gefühle wie Wut, Groll, Hass, Trauer, Ängste etc. loszulassen und sich und anderen Menschen zu verzeihen. Dies hat nicht nur zur Folge, dass sich die seelischen und körperlichen Probleme lindern, sondern dass sich auch der Selbsthass und die Selbstablehnung lindern bzw. lösen.

Diese Wirkung ist so dramatisch, dass ich meinen Patienten häufig bereits nach der ersten Behandlung erneut den Spiegel in die Hand gebe. Sie stellen dann fest, dass sie sich jetzt ruhig und oft auch lächelnd anschauen können, wenn sie zu sich sagen „Ich liebe und akzeptiere mich von ganzem Herzen, mit all meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten“. Sie können diese Selbstliebe und Akzeptanz auch wirklich spüren! Dies ist eine Erfahrung, die so ziemlich jeder Patient macht, nachdem er alte unbewältigte seelische Belastungen losgelassen hat.

Die zu dicken oder zu dünnen Arme, die zu lange Nase oder die zu kurzen Beine haben auf einmal keine Bedeutung mehr.

Der Lösungsvorschlag der analytischen Hypnosetherapie lautet also nicht, das Skalpell zu zücken, sondern Enttäuschungen, Zorn, Hass, Groll, Trauer etc. loszulassen, sowie mit anderen und sich selbst mehr Frieden zu finden. Das Ergebnis ist oft ein Lächeln auf den Lippen, und die Säge kann im Schrank bleiben.

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