Artikel:

Alzheimer-Demenz - Wenn Menschen die Kontrolle verlieren

Hintergrundbild Urheber:
©-freshidea-Fotolia_Copyright
Oktober 31, 2014
PreetzRedakteur

Alzheimer-Demenz – Wenn Menschen die Kontrolle verlieren

Es beginnt mit Kleinigkeiten und endet damit, dass man nicht weiß wer die eigene Familie ist. Zunächst vergisst man nur, wo man den Hausschlüssel hingelegt hat, dann fragt man sich warum man im Sommer eine dicke Jacke anzieht, erkundigt sich nach längst verstorbenen Jugendfreunden und findet sich irgendwann an einem unbekannten Ort wieder und weiß nicht wie man dort hingelangt ist. Die Rede ist von Alzheimer – ein Gegner, der Jahre lang gegen das Gedächtnis kämpft und am Ende immer als Sieger aus dem Ring tritt.

Die Frage: Warum Alzheimer?

Alzheimer gilt als eine Form der Demenz und bezeichnet mitunter den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit, welche im letzten Stadium der Erkrankung auch zu einer Einschränkung der physischen Fähigkeiten führen kann. Erschreckend sind in diesem Zusammenhang die Zahlen der steten Zunahme von Neuerkrankungen. Mehr als eine Million Menschen leiden derzeit in Deutschland an der Alzheimer-Krankheit – und in den nächsten 30 Jahren soll ihre Anzahl voraussichtlich auf das Doppelte ansteigen. Noch immer weiß man bis heute nicht sehr viel über die Ursachen dieser Krankheit, leider aber, dass sie unheilbar ist. Was man weiß ist, dass sich bereits Jahrzehnte vor Ausbruch der ersten Symptome Eiweißbruchstücke im Gehirn ablagern, sogenannte Amyloide, in kugelförmigen Gebilden auch Plaques genannt. Diese Ablagerungen verhindern vermutlich den Austausch von Informationen zwischen einzelnen Nervenzellen, welche nach einer Weile schließlich absterben. Weiterhin sind sich die Forscher einig, dass das Risiko einer Alzheimer-Demenz Erkrankung nach dem 60. Lebensjahr drastisch ansteigt und bei den 85-Jährigen sogar bis zu einem Viertel betroffen sind. Weiterhin kann gesagt werden, dass eine vererbbare Anfälligkeit besteht.

Die drei Stadien des langsamen Verschwindens

Nach der Diagnose beträgt der durchschnittliche Krankheitsverlauf ungefähr sieben Jahre. Dabei verläuft die Krankheit bei jedem Menschen unterschiedlich und unvorhersehbar. Oft wechseln sich schlechte Phasen oder sogar schubweise Verschlechterungen mit stabilen Phasen ab. Insgesamt betrachtet durchläuft ein Alzheimer-Erkrankter allerdings drei Stadien.
Im ersten Stadium stehen vor allem Störungen des Kurzzeitgedächtnisses im Vordergrund. Man vergisst, wo man seine Schlüssel hingelegt hat, worüber man vor fünf Minuten mit seinem Gegenüber gesprochen hat und weswegen man eigentlich in den Supermarkt gegangen ist. Man wird zunehmend rastloser, unruhiger und kann Nachts nicht mehr richtig schlafen. Außerdem können Wortfindungsstörungen auftreten, bei denen es den Betroffenen schwer fällt ihre Gedanken zu ordnen und sich richtig auszudrücken. Obwohl in dieser Phase das Urteilsvermögen noch in Takt ist, verlieren die Erkrankten nach und nach ihre Wahrnehmungskraft. Im zweiten Stadium prägen sich die anfänglichen Symptome dann erheblich aus. Das Sprachvermögen verschlechtert sich, der Verlust des Gedächtnisses nimmt weiter ab, vertraute Menschen werden nicht mehr erkannt und in gewohnten Umgebungen, wie der eigenen Wohnung, findet sich der Betroffene nicht mehr zurecht. Ebenfalls alltägliche Tätigkeiten, wie Essen, Waschen oder Anziehen fallen immer schwerer und können ohne fremde Hilfe kaum noch ausgeführt werden. Hinzu kommen Veränderungen der Persönlichkeit, die über Angst und Verwirrung bis zur Aggression führen können. Gerade dieses Symptom ist für viele Angehörige des Erkrankten am schwersten zu ertragen. Wenn der zuvor so liebevolle und gutmütige Mensch sich plötzlich misstrauisch und feindselig gegenüber den nächsten Verwandten verhält, wird die ohnehin schon mühselige Pflege durch eine weitere emotionale Belastung erschwert. In dieser Zeit kann es den Familienangehörigen daher helfen mit anderen Menschen zu reden, die gleiches erleben oder erlebt haben. Der Austausch von Erfahrungen kann hierbei oft bei der Verarbeitung der neuen Situation helfen. Wenn dann im dritten Stadium die Schädigung des Gehirns so weit fortgeschritten ist und zunehmend körperliche Funktionen, wie Gleichgewicht, Blasen- Darmkontrolle oder Schlucken beeinträchtigt werden, ist der letzte Ausweg die Unterbringung in einem Heim, in dem man sich zielgerichtet um die Bedürfnisse des Patienten kümmern kann.

Auf erste Warnhinweise achten und durch eine gesunde Lebensführung Demenz vorbeugen

Fakt ist, dass Veränderungen des Menschen anfangs kaum als Symptome einer Alzheimer-Erkrankung wahrgenommen werden, sondern häufiger einer Altersvergesslichkeit zugeschrieben werden. Viele Ärzte verweisen daher darauf, dass Angehörige und Betroffene schon bei einem geringen Verdacht einen Arzt konsultieren sollten, welcher mit einfachen Tests eine Diagnose stellen kann und frühzeitig Therapien einleitet, mit denen der Krankheitsprozess deutlich verzögert werden kann und Symptome wie Misstrauen und Aggressivität gemindert oder sogar behoben werden können. Dazu gehören Verhaltens-, Gedächtnis- und Selbsterhaltungs-Trainings sowie Physio- und Ergotherapie. Weiterhin benötigt der Patient eine vertraute Umgebung und einen regelmäßigen Tagesablauf, in dem die Anforderungen an ihn auf seine Fähigkeiten und Möglichkeiten abgestimmt werden. Ziel ist es dabei die Alltagskompetenzen der Erkrankten zu trainieren und ihm die Möglichkeit zu geben, seine Lebensplanung zu beeinflussen, solange er geistig noch dazu in der Lage ist.
Obwohl es bis heute keinen Schutz vor einer Demenz-Erkrankung gibt, kann ein gesunder Lebensstil das Risiko verringern, zum Beispiel an Alzheimer zu erkranken. Dazu gehört eine regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Das heißt öfter mal mit dem Fahrrad anstatt dem Auto zur Arbeit, hin und wieder ein Spaziergang an der frischen Luft und viel Obst und Gemüse, sowie mehrmals pro Woche Fisch und Geflügel, selten Alkohol und am besten kein Nikotin. Vor allem die Vitamine C, D, B sowie das Provitamin A sollen nachweisbar Demenz-Erkrankungen vorbeugen.
Allerdings sollten diese vorbeugenden Maßnahmen nicht als Lösung angesehen werden, denn Fakt ist, dass es für Alzheimer bis heute kein Heilmittel gibt. Es ist eine Erkrankung, die sowohl für den Betroffenen, als auch für die Angehörigen einen enormen Einschnitt in den Lebensalltag bedeutet. Daher sollte man dieser Krankheit in den nächsten Jahren noch mehr Beachtung widmen, da es aufgrund der steigenden Lebenserwartung wohl immer mehr Neuerkrankungen geben wird.

Über diesen Artikel

AUSGEZEICHNET.ORG