Dr. Norbert Preetz

Angst vor der Angst

Inhalt:

Stellen Sie sich Ihrer Angst, bevor Ihre Angst selbst zur Bedrohung wird

Kennen Sie das? Ein überfüllter Bus im Berufsverkehr. Schlechte Luft. Sie stehen eingequetscht zwischen viel zu vielen fremden Menschen. Ihr Unwohlsein wächst, nicht rechtzeitig zur Tür zu kommen, um auszusteigen. Sie bekommen Panik-Symptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen, Atemnot. Sie haben Angst zu ersticken! Sie wollen nur noch raus hier…

Eine solch bedrückende, als lebensbedrohlich empfundene Situation kann sich tief ins Gedächtnis eingraben. Schon der bloße Gedanke, man könnte diese Panikgefühle bis zur Todesangst in einer vergleichbaren Situation erneut erleben, löst Panik-Symptome aus. Es entwickelt sich eine Angst vor der Angst, die sogenannte Erwartungsangst, wenn Betroffene erwarten, in ähnlichen Situationen wieder einen Panikanfall zu erleiden.

Wie die Erwartungsangst zur Angstspirale wird

Die Erwartungsangst, versetzt den Körper in einen permanenten Alarm- und Stresszustand, der wiederum die befürchtete körperliche Angstreaktion auslöst, die Betroffene unter allen Umständen vermeiden möchten (Herzrasen, Erstickungsgefühle, Schweißausbrüche, usw.). Deshalb vermeiden Menschen mit Angst vor der Angst Situationen, in denen Sie Gefahr laufen, wieder Panik-Symptome zu erleben.

Auch das ängstliche in sich Hineinhören aus Angst vor körperlichen Anzeichen für einen neuerlichen Panikanfall, kann diesen erst Recht auslösen. Deshalb ist die Überwindung der Angst vor der Angst ein wesentlicher Baustein jeder Angsttherapie.

Warum die Heilung der Angst vor der Angst volles Engagement des Patienten und besondere Kompetenz des Therapeuten erfordert

Selbst wenn die eigentliche Angst, wie im obigen Beispiel eine Agoraphobie innerhalb einer Angsttherapie erfolgreich behandelt wurde, ist in den meisten Fällen die Angst vor der Angst nicht wirklich besiegt. Denn Betroffene können oft gar nicht glauben, dass sie diese Angst tatsächlich aufgelöst haben. Allein der Gedanke, wieder mit einer ähnlich bedrohlichen Situation konfrontiert werden zu können, kann die Angst-Symptome in gleicher Intensität wie die eigentlich erlebte Situation auslösen. Die Angst selbst wird zur Bedrohung – zur Angst vor der Angst und kann ggf. eine gesonderte Angsttherapie erfordern.

Der Patient glaubt, die Angsttherapie hätte nicht gewirkt. Um dem vorzubeugen ist es unabdingbar, direkt nach der Angsttherapie sofort den Behandlungserfolg zu testen. Durch das Erfolgserlebnis fasst der Patient Vertrauen und geht entspannter auf künftige Situationen zu, die er bisher als bedrohlich empfand.

Um das Vertrauen in den Sieg über die Angst zu stärken, sollte der Patient nach der Behandlung immer wieder mit den ehemals Angst einflößenden Situationen konfrontiert werden. So lernt er nach und nach, entspannter damit umzugehen und fasst Selbstvertrauen. Die Angst verschwindet erst mit der Konfrontation, wenn die konkrete Erfahrung gemacht wird, dass die befürchtete Katastrophe nicht mehr auftritt.

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