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Ist der Mensch zu 95 % ein ferngesteuerter „Roboter“?

Dezember 28, 2009
PreetzRedakteur

Wir Menschen behaupten von uns, vernunftbegabte Wesen zu sein, die bewusst darüber entscheiden, was sie sagen, denken und tun. Die Realität sieht aber anders aus, als wir glauben.

Die Forschung zeigt, dass nur fünf Prozent unseres Verhaltens bewusst gesteuert sind! Mit anderen Worten, 95 Prozent unseres Verhalten laufen automatisch ab. Ich wiederhole es noch einmal: 95 Prozent von dem, was wir denken, sagen, fühlen und tun ist eine Folge unbewusster Programmierungen.

Sie möchten Beispiele für diese unerhörte Behauptung? Nun, ein drastisches Beispiel ist der Raucher, der sich eine Zigarette anzünden will und bemerkt, dass er schon eine angezündete Zigarette im Mund hat. Aber es gibt unzählige Handlungen, die unbewusst ablaufen, wie Tür abschließen, Radfahren, Autofahren, Schreiben, Tanzen, der Weg zur Arbeit. Aber auch was wir essen und wie viel oder was wir sagen und welche Worte wir wählen, geschieht in einem hohen Maße automatisch, also durch unbewusste Programme. Man kann in jeden Bereich des Lebens schauen.

Was sagt die Forschung zu diesem Thema?

Schauen wir uns zwei Studien an:

An der Cornell-Universität in Ithaca wiesen die beiden US-Forscher Brian Wansink und Jeffery Sobal in einer Studie nach, dass beispielsweise unser Essverhalten sehr viel stärker von unbewussten Entscheidungen abhängt als bislang vermutet. Aufgrund sehr vieler unbewusster essensrelevanter Entscheidungen werde es nur selten wahrgenommen, wenn ungewöhnlich viel gegessen oder getrunken werde.

Schon früher war Wansink aufgefallen, dass äußere Faktoren einen außergewöhnlich starken Einfluss auf das Essverhalten von Menschen haben. Größere Teller verführen beispielsweise dazu, auch deutlich mehr zu essen, ohne bei den Probanden das Gefühl zu hinterlassen, sie hätten tatsächlich mehr zu sich genommen. Ähnliches gilt für Getränke. Selbst professionellen Barkeepern gelingt es nicht, diesem Einfluss auszuweichen.

Wie die Hirnforschung zeigt ist auch unser freier Wille nicht ganz so frei, wie wir glauben möchten. Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, haben in beeindruckender Weise nachgewiesen, dass selbst dann, wenn wir überzeugt sind, eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben, das Unterbewusstsein diese Entscheidung zuvor getroffen hat (*1).

In der Studie sollten Probanden frei entscheiden, ob sie einen Knopf mit ihrer rechten oder der linken Hand betätigen. Den Zeitpunkt des Drückens konnten sie ebenfalls frei wählen. Anschließend wurden sie befragt, zu welchem Zeitpunkt sie gefühlsmäßig ihre Entscheidung getroffen hatten. Sie gaben an, dass sie die Entscheidung, welche Hand sie benutzen, durchschnittlich eine Sekunde vor dem Drücken gefällt hätten. Durch Messungen der Gehirnaktivität mittels Hirnscans konnten die Wissenschaftler jedoch schon sieben Sekunden vor dieser bewussten Entscheidung vorhersagen, welche Hand die Testperson einsetzen würde.

Die Entscheidungen der Testpersonen ließen sich zwar nicht mit Sicherheit voraussagen, doch die Trefferquote lag deutlich über dem Wert, der bei einer zufälligen Auswahl erreicht worden wäre.

Die Programmierung ändern

Hypnosetherapeuten und auch viele Psychotherapeuten wissen seit Langem, dass es ein Unterbewusstsein gibt, das ähnlich unserem Bewusstsein mit einer eigenen Identität und mit eigenen Motiven unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmt. Wenn es sich um konstruktive und optimale Programme handelt, machen sie uns effizient und das Leben leicht. Dysfunktionale (behindernde, einengende) Programme spielen häufig bei Problemen im Bereich von Beziehungen, Leistung oder der Gesundheit eine wichtige Rolle. Denken wir nur an aggressive Reaktionen aufgrund eines einzigen Wortes oder Tonfalles oder an leistungshemmende oder gesundheitsbedenkliche Gewohnheiten wie falsche Ernährung oder Bewegungsmangel.

Mit Hilfe von Hypnose und Selbsthypnose wird es möglich, unseren Biocomputer gezielt zu programmieren und gesunde und leistungsfördernde „Programme“, also Reaktionsweisen, Handlungsabläufe und Erfolgsgewohnheiten zu verinnerlichen.

Wie würde sich IHR Leben ändern, wenn Sie unerwünschte automatisch ablaufende Gedanken, Gefühle, Äußerungen, Verhaltensweisen oder Gewohnheiten ablegen und durch nützliche, vorteilhafte und gesündere ersetzen könnten? Was würde es für SIE bedeuten, wenn Sie aufhören zu Rauchen, sich gesünder ernähren, sich mehr bewegen, in Beziehungen und Konflikten angemessener reagieren oder aufgrund von Erfolgsgewohnheiten beruflich und wirtschaftlich viel mehr Erfolg haben würden? Nehmen Sie sich einmal einen Moment Zeit, darüber nachzudenken.

Im Bereich Videos gibt es Hypnose-Demonstrationen, in denen die beschriebenen Prozesse und Zusammenhänge „sichtbar“ gemacht wurden. Es wird demonstriert, wie dysfunktionale Automatismen und Programme entstehen und durch positive ersetzt werden können. Hypnose und Selbsthypnose sind hochwirksame Methoden, die helfen, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und die Programmierung des Unterbewusstseins auf die eigenen Ziele auszurichten.

(*1) Brian Wansink und Jeffery Sobal (Cornell-Universität, Ithaca): Environment and Behavior, Bd. 39, S. 106
ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel

(*2) Chun Siong Soon (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig) et al.

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