Artikel:

Studie: Schlaftabletten erhöhen das Demenzrisiko

Hintergrundbild Urheber:
©-Peter-Maszlen-Fotolia.com©-Peter-Maszlen-Fotolia.com_Copyright
Juli 18, 2014
PreetzRedakteur

Studie: Schlaftabletten erhöhen das Demenzrisiko

Mal eben zur Tablette greifen – das macht jeder hin und wieder. Wissenschaftler aus Frankreich haben nun in einer Studie festgestellt, dass die Einnahme von Schlaftabletten das Demenzrisikoum 50% erhöht.

Schlaftabletten erhöhen Demenzrisiko um 50%

In einem Zeitraum von 15 Jahren wurden mehr als 1.000 ältere Menschen (Durchschnittsalter 75 Jahre) beobachtet, von denen ein Teil anfing regelmäßig Schlaftabletten aus der Gruppe der Benzodiazepine einzunehmen. Innerhalb der Studienperiode konnten für beide Gruppen mehr als 250 Fälle von Demenz festgestellt werden – für Benzodiazepin, ein Stoff der am häufigsten in Schlaf- und Beruhigungstabletten vertreten ist, konnte damit eine eindeutige Verbindung mit einem bis zu 50% erhöhten Demenzrisiko nachgewiesen werden.

Angesicht der Tatsache, dass Benzodiazepin ein enorm weit verbreiteter Stoff ist (33% aller, der in den USA verkauften, Medikamente gehören zu der Gruppe der Benzodiazepine), der von über 30% der über 65-jährigen eingenommen wird, sollte die Verschreibung des Medikaments die letzte Option bei Schlafstörungen sein. Nicht nur birgt das Mittel die besprochenen Risiken, sondern es macht auch noch stark abhängig. Betroffene nehmen die Tabletten daher oft regelmäßig ein, obwohl Ärzte nur eine Behandlung über wenige Wochen vorsehen.

Was die Studie von 2012 nicht aussagte, ist, dass Benzodiazepin zwar tatsächlich das Einschlafen erleichtert, die zur Regeneration des Körpers essentielle Tiefschlafphase jedoch verkürzt.  Auch muss man sich vor Augen halten, dass Schlaf- und Durchschlafstörungen allgemeine Vorzeichen von Demenz, Alzheimer und Parkinson sind – Symptom und Ursache sind in in diesem Fall schwer auseinanderzuhalten. „Internationale Studien zeigen, dass zwei Drittel der Menschen, die an Störungen des REM Schlafes leiden, im späteren Verlauf Morbus Parkinson, Demenz mit Lewy-Körperchen oder Multi-Systematrophie entwickeln“, fasst Bassetti, Präsident der Europäischen Neurologengesellschaft, zusammen. „Sie geben uns also wichtige Warnsignale für eine spätere Erkrankung.“

Nur in Ausnahmefällen zu Schlaftabletten greifen

Es muss beachtet werden, dass alle Probanden bereits in hohem Alter waren. Wie wirken sich Schlaftabletten aber auf junge Leute aus? Erhöht bereits das gelegentliche Einnehmen von Schlaf- und Beruhigungstabletten das Demenzrisiko im Alter? Auf diese Frage weiss wohl bisher keine Studie Antwort. Fest steht, dass diese Ergebnisse wichtige Bedenken aufwerfen.

Schlaftabletten sollten immer die letzte Option darstellen, da durch einfache Mittel immer noch die besten Ergebnisse erzielt werden. Einen übersichtlichen Artikel mit Tipps und Tricks finden Sie hier.

Quelle:  Benzodiazepine use and risk of dementia: prospective population based study http://www.bmj.com/content/345/bmj.e6231 (letzter Zugriff, 14.07.2014, 11:00Uhr), doi: http://dx.doi.org/10.1136/bmj.e6231 (Published 27 September 2012).

 

Über diesen Artikel

AUSGEZEICHNET.ORG