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Teufelskreislauf Bewegungsarmut bei Schmerzen

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April 7, 2014
PreetzRedakteur

»Ein Indianer kennt keinen Schmerz.« Jeder hat diesen Satz in seinem Leben schon einmal gehört. Leider gibt es viele Menschen, die diesem Motto auch bei ernsthaften Erkrankungen folgen. Doch das ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Akute Schmerzen haben eine wichtige Warn- und Schutzfunktion. Sie zeigen an, dass etwas in unserem Körper nicht in Ordnung ist. Wenn die Ursache des Schmerzes behandelt wird, ist der Schmerz meist schnell wieder verschwunden. Problematisch wird es, wenn starke Schmerzen nicht rechtzeitig und nicht effektiv gelindert werden. Dann kann sich der Schmerz zu einer eigenständigen Erkrankung, der Schmerzkrankheit, entwickeln.

Chronischen Schmerzen vorbeugen

Die Nervenzellen reagieren überempfindlich und melden dem Gehirn Schmerzsignale, obwohl die Ursache des Schmerzes nicht mehr besteht. Chronische Schmerzen entstehen häufig durch Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Rückenleiden, Osteoporose, abnutzungsbedingte und entzündliche Gelenkerkrankungen. Aber auch Erkrankungen des Nervensystems wie etwa nach einer Gürtelrose oder Krebs gehen oft mit starken Schmerzen einher. Gerade wenn eine dieser Erkrankungen bei Ihnen vorliegt, sollten Sie besonders aufmerksam sein und bei auftretenden Schmerzen frühzeitig einen Arzt aufsuchen.

Das Arzt-Patienten-Gespräch – Wichtig für den Erfolg der Schmerztherapie

Das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch ist die Basis einer professionellen Schmerztherapie. Der Arzt wird erfragen wo, seit wann und bei welcher Gelegenheit die Schmerzen auftreten und wie stark diese sind. Sie werden gebeten, die Schmerzen näher zu beschreiben, beispielsweise ob es sich um einen brennenden, ziehenden oder stechenden Schmerz handelt. Es ist auch wichtig, dass Sie den Arzt über Ihre bisherige Krankengeschichte informieren. Liegen Begleiterkrankungen vor? Nehmen Sie derzeit Medikamente ein? Bei welchen Ärzten waren Sie in Behandlung? Anhand dieser Angaben kann Ihr Arzt die Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung verordnen. Eine Schmerztherapie kann von allen Ärzten, also auch von Ihrem Hausarzt, durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es aber auch Ärzte, die auf die Behandlung chronischer Schmerzen spezialisiert sind.

Starke Schmerzen brauchen starke Hilfe

Bei starken chronischen Schmerzen greifen viele Patienten zu freiverkäuflichen Schmerzmitteln wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol, weil sie glauben, dass diese den Körper weniger belasten als stärkere, verschreibungspflichtige Medikamente. Diese werden bedenkenlos über Jahre in hohen Dosierungen eingenommen, selbst wenn die schmerzlindernde Wirkung unzureichend ist. Das ist aber gefährlich, weil Schmerzmedikamente auf Dauer  die Organe schädigen und sogar zu gefährlichen Magen-Darm-Blutungen führen können.

Opioide hingegen sind starke Präparate gegen starke chronische Schmerzen. Sie wirken direkt im zentralen Nervensystem, also in Gehirn und Rückenmark, und sind besonders verträglich, weil sie den Endorphinen ähneln, die der Körper bei einem Schmerzreiz selbst produziert, um die Schmerzen zu lindern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die Einnahme retardierter (verzögert wirkender) Opioide in Tabletten oder Kapselform. Diese Präparate geben ihren Wirkstoff nicht auf einmal, sondern über einen Zeitraum von z.B. zwölf Stunden in die Blutbahn ab. Bei zweimal täglicher Einnahme sorgen sie so für eine gleichmäßige Schmerzlinderung rund um die Uhr.

Lange Zeit galt Morphin bei starken chronischen Schmerzen als das Mittel erster Wahl. Heute ist dieser Wirkstoff nach Auffassung von Schmerzexperten jedoch nicht mehr zeitgemäß. Moderne Opioide lindern effektiver die Schmerzen und sind darüber hinaus verträglicher.

Schmerzen messen – Aber wie?

Für den Erfolg der Behandlung, ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt bei der Therapie unterstützen. Am besten funktioniert das, indem Sie Ihre Schmerzen messen und dokumentieren. Denn keiner kennt Ihren Schmerz so gut wie Sie selbst. Zusätzlich sollten Sie notieren, wie es Ihnen mit der Therapie geht. Aufgrund dieser Dokumentation kann der Arzt Ihre Schmerzen besser nachvollziehen und beurteilen, wie gut Sie auf die Therapie ansprechen.
Um Ihre Schmerzstärke zu erfassen, hilft Ihnen eine Schmerzskala. Mit der Intensität von Null (Kein Schmerz) bis Zehn (Stärkster Schmerz) ist es möglich, Ihre Schmerzen zu messen und Ihr Befinden in einem Schmerztagebuch zu dokumentieren. Somit kann der Arzt die Effektivität der Behandlung besser beurteilen.

Was Ihnen zusätzlich hilft

Schmerz ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Belastung. Alles dreht sich nur noch um den Schmerz. Schmerzpatienten ziehen sich häufig aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Um das zu verhindern, ist neben einer medikamentösen Behandlung auch die psychologische Betreuung der Patienten wichtig.

Versuchen Sie, sich vom Schmerz abzulenken und ihn nicht Ihr Leben dominieren zu lassen. Tun Sie das, was Ihnen Freude bereitet und unterstützen Sie die medikamentöse Therapie mit begleitenden Maßnahmen wie Entspannungstechniken, Massagen, Akupunktur, Wärmebehandlung oder Sport.

Bewegung ist gerade bei Bewegungsschmerzen ein wesentlicher Baustein der Schmerztherapie. Wer sich bei einer Rückenerkrankung regelmäßig bewegt, wirkt einer Schmerzchronifizierung entgegen. Bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose und Arthritis kann eine kräftige Muskulatur bereits geschädigte Gelenke entlasten. Ihr Arzt kann Ihnen Tipps geben, welche Sportarten für Sie geeignet sind und welche Sie besser vermeiden sollten.

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