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Ein Trauma hinterlässt bei manchen Opfern Spuren im Erbgut

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Mai 9, 2014
PreetzRedakteur

Ein Trauma kann innerhalb kürzester Zeit krankhafte Veränderungen im Gehirn auslösen. Wissenschaftler der Psychiatrie in München dokumentieren, dass frühkindliche Traumata eine genetische Veränderung zur dauerhaften Fehlregulation des Stresshormonsystems verursachen können. Die Folge ist eine oft lebenslange posttraumatische Belastungsstörung, welche häufig zu Depressionen oder Angsterkrankungen im Erwachsenenalter führt.

Forscher des Max-Planck Instituts haben nachgewiesen, dass extremer Stress und somit hohe Konzentrationen an Stresshormonen eine sogenannte epigenetische Veränderung bewirken: eine dauerhafte Veränderung der DNA. Diese Veränderung wird vor allem durch Traumata im Kindesalter hervorgerufen. Für Studienteilnehmer, die im Erwachsenenalter eine Traumatisierung erfuhren, konnte keine epigenetische Veränderung nachgewiesen werden.

Wie verhält es sich aber mit positiven Veränderungen im Gehirn?

Eine einfache Technik, Traumata zu löschen

In meinem Buch „Nie wieder Angst“ beschreibe ich Methoden, mit denen es möglich ist, manche Ängste und Traumata in kurzer Zeit dauerhaft zu überwinden, obwohl viele Ärzte, Therapeuten und Betroffene sich dies nicht vorstellen können. Wissenschaftler der Universität von New York haben nun einen der Mechanismen nachgewiesen, der solchen erstaunlichen Ergebnissen zu Grunde liegen könnte (1).

Die New Yorker Forscher konnten nachweisen, dass Erinnerungen nicht fest im Gehirn verankert sind, sondern, dass sie in einem dynamischen Prozess immer wieder neu abgespeichert werden. Wenn ein Trauma ins Gedächtnis gerufen und anschließend mit einem Sicherheitsgefühl verbunden wurde, überschrieb die neue Erinnerungs-Emotions-Kombination die bisherige. Es konnte gezeigt werden, dass dieser Effekt auch nach einem Jahr noch bestand.

Es ist also möglich, den emotionalen Gehalt einer Erinnerung zu ändern und neu im Gehirn abzulegen. Weil bei der Erinnerung an ein Trauma dieselben Hirnstrukturen aktiviert werden wie in der ursprünglichen Situation, ist es möglich, in einer therapeutischen Sitzung die unverarbeitete Situation wachzurufen und die mit dieser Situation verbundenen Gefühle zu ändern. Die Erinnerung wird nun vom Gehirn als neutral abgespeichert. Ein ehemalige Traumatisierung ist jetzt eine neutrale Erinnerung und kann keine Angst oder Panik mehr auslösen.

Meine praktische Erfahrung zeigt jedoch in Einklang mit meinem theoretischen Verständnis, dass nicht alle Ängste auf so eine einfache Art und Weise gelöscht werden können. Für welche Ängste dies zutrifft, und für welche nicht, lesen Sie im Kapitel „Angst weg in 5 min“ in meinem Buch „Nie wieder Angst“.

1 Daniela Schiller (Universität von New York) et al.: Nature, doi: 10.1038/nature08637

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