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Unveränderliche Landkarten ...

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Dezember 18, 2012
PreetzRedakteur

… oder Warum die Dinosaurier ausgestorben sind und Menschen mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen!

Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Strategien, Gewohnheiten und Verhaltensweisen, mit deren Hilfe wir uns optimal in der Welt zurechtfinden; es entstehen innere Landkarten, anhand derer wir uns sehr gut orientieren können. Diese Landkarten sind eine große Hilfe, haben jedoch einen entscheidenden Nachteil.

An einem wunderschönen Sommertag im August 2012 traf ich mich mit einem Freund. Wir fuhren in ein Waldgebiet, in dem man wunderbar joggen und am Ende ein Bad in einem der kühlen Steinbruchseen nehmen kann. Ich kannte dieses Gebiet, weil ich früher mit meiner Familie dort gezeltet und jeden Morgen einen anderen Weg zum Joggen gewählt habe. Außerdem waren wir immer wieder  mal zu Besuch an einem der Seen.

Innere Landkarten

Als wir losliefen, fiel mir auf, dass ich mir bezüglich des Weges nicht so ganz sicher war, wie ich gedacht hatte. Ich wusste aber noch von früher, dass man sich nicht verlaufen kann und immer wieder den Weg zurückfindet.

Also liefen wir los und kamen nach einiger Zeit an einem Steinbruchsee an, zu dem ich früher oft gelaufen war, so dass ich den Rückweg noch genau im Kopf hatte. Merkwürdigerweise war das Gebiet um den See jetzt Privatgelände. Auf Grund von Zäunen, Bungalows und einer Tauchschule gelangte man auch nicht mehr ans Wasser.

Ich wusste, dass man rechts um den See herumlaufen und somit den Rückweg antreten kann. Den Weg um den See herum gab es jedoch nicht mehr, weil alle Wege durch Tore versperrt waren. Wir mussten einen großen Umweg machen. Ich wusste nicht, wo wir uns befanden und in welche Richtung wir laufen mussten.

Nachdem wir die Richtung wieder gefunden hatten, mussten wir feststellen, dass auch der Rückweg um den See herum nicht möglich war, weil alle Wege als Sackgasse ausgewiesen waren. Erst als wir eine Spaziergängerin fragten, erhielten wir die Auskunft, dass wir doch durch die Gärten gehen können, woraufhin wir wieder an den See mit der Tauchschule gelangten.

Mittlerweile waren wir aber schon fast zwei Stunden unterwegs und benötigten mindestens noch eine halbe Stunde, um weiter joggend zurück zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen. Das war aber kein Problem mehr, weil ich den Rückweg schon oft gelaufen war. Nach nicht einmal 100 Metern blieb ich jedoch irritiert stehen, denn der Weg, der eigentlich geradeaus gehen sollte, war zugewachsen, mit einer verrosteten Schranke versperrt und machte eine Rechtskurve in eine Bungalowsiedlung, an die ich mich nicht erinnern konnte.

Jetzt war ich völlig orientierungslos. Besitzer eines Bungalows, die in ihren Garten saßen und Kaffee tranken, konnten den Weg auch nicht genau benennen, deuteten aber in eine Richtung, die nach meinem Empfinden falsch war. Erst als wir wieder an der Tauchbasis fragten, erfuhren wir, dass wir den richtigen Weg an der Schranke eingeschlagen hatten und dass es an der Stelle, wo der Weg rechts abbiegt, früher tatsächlich geradeaus ging.

Nun war klar, dass die Richtung stimmte, doch nach kurzer Zeit wusste ich an einer Kreuzung nicht mehr weiter, weil alles ganz anders aussah, als ich es in Erinnerung hatte. Meine Landkarte im Kopf sagte mir, wir müssen geradeaus laufen und irgendwann links abbiegen, aber mir wurde bewusst, dass meine innere Landkarte hoffnungslos veraltet war und dass sich die Landschaft und selbst die Wege erheblich verändert hatten. Als ich nachdachte, wurde mir klar, dass meine Landkarte 20 Jahre alt und offensichtlich keine gültige Orientierungshilfe mehr bot, weil sich innerhalb von zwei Jahrzehnten so vieles verändert hatte.

Aus einem geplanten einstündigen Lauf waren nun schon zweieinhalb Stunden geworden und ich hatte die Orientierung endgültig verloren. Also liefen wir zur Tauchschule zurück und der Taucher, den wir nun schon zum dritten Mal gesehen haben, war so nett, uns zurückzufahren.

Aktualisierung der inneren Landkarten

An diesem Tag wurde mir unter viel Schweiß bewusst, wie veränderlich die Welt und wie wichtig es ist, unsere inneren Landkarten immer wieder zu aktualisieren, sonst verfahren wir uns immer wieder, wie mit einem 20 Jahre alten Navi.

Mein Freund und ich haben diese kleine Episode als Bewegung an frischer Luft in der Natur verbucht und ich war ihm dankbar, dass er diesen Beinahe-Halbmarathon entspannt gesehen hat, obwohl er nur ein kleines Frühstück zu sich genommen hatte und ihm der Magen in den Kniekehlen hing. Wenn wir jedoch an einem Winternachmittag bei Frost gelaufen wären und von Dunkelheit und Kälte überrascht worden wären, hätte es sein können, dass wir das Schicksal der Dinosaurier geteilt hätten.

BITTE überlegen SIE einmal: Wo gibt es in IHREM Leben Landkarten, die längst veraltet sind? Wie ist es mit Ihrer beruflichen Qualifikation. Kommen Sie mit dem Gelernten wirklich gut durchs Berufsleben oder wäre nicht ein Update Ihres Wissens oder besser noch eine kontinuierliche Fortbildung angebracht?

Gibt es Probleme und Konflikte, die Sie heute noch immer so angehen wie früher, obwohl ein Umdenken angebracht wäre? Wie ist es in Ihrer Partnerschaft? Haben Sie oder Ihr Partner/ Ihre Partnerin sich verändert oder weiterentwickelt und Sie leben immer noch das gleiche Beziehungsmuster, obwohl es schon lange nicht mehr passt?

Wie verhält es sich mit Ihrer Gesundheit? Pflegen Sie beispielsweise noch immer Ernährungsgewohnheiten aus Kindheit und Jugend, die längst nicht mehr optimal sind?

In welchem Bereich Ihres Lebens wäre ein Update der inneren Landkarte und des inneren Navigationssystems sinnvoll? Welchen ersten Schritt sollten Sie tun? Bitte schreiben Sie sich die Antwort auf und überlegen Sie, wann Sie ihn gehen wollen!

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