Das haben wir alle schon mal erlebt. Wir gehen unserem Tag nach, kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten und plötzlich passiert etwas, das uns aus der Fassung bringt. Vielleicht schneidet uns jemand im Straßenverkehr oder ein Kollege sagt etwas, das uns auf die Palme bringt. Was auch immer der Fall sein mag, wir werden wütend - und zwar schnell.
Bevor du deinem Ärger freien Lauf lässt, solltest du dir diese drei Fragen stellen. Sie könnten dir eine Menge Ärger ersparen.
1. Ändert es etwas an der Situation, dass du verärgert oder wütend bist?
Die Antwort auf diese Frage lautet fast immer "Nein". Wenn du wütend wirst, ändert sich die Situation selten zum Besseren. In der Regel macht es die Situation sogar noch schlimmer. Wenn du im Stau stehst, wird deine Wut nicht dazu führen, dass die Autos vor dir wie von Zauberhand verschwinden. Und wenn dein Kollege oder deine Kollegin etwas gesagt hat, was dich stört, wird es nichts bringen, ihn oder sie zu ärgern. In solchen Situationen ist Wut einfach ein Gefühl, das wir empfinden - es ändert nichts an der tatsächlichen Situation.
2. Tut es der Person weh, wenn du wütend auf sie bist?
Diese Frage ist ein bisschen kniffliger als die erste, denn manchmal kann die Antwort "ja" lauten. Wenn du dich zum Beispiel mit einem geliebten Menschen streitest und in der Hitze des Gefechts verletzende Dinge sagst, können diese Worte bleibende Schäden verursachen. Wenn es sich jedoch um jemanden handelt, der uns auf eine relativ kleine Art und Weise Unrecht getan hat (z. B. wenn er uns im Straßenverkehr geschnitten hat), dann wird er wahrscheinlich nicht einmal wissen, dass wir wütend auf ihn sind. Und selbst wenn sie es wüssten, wäre es ihnen wahrscheinlich egal. In solchen Situationen hat es also keinen Zweck, wütend zu werden, außer unsere eigene Stimmung zu verderben.
3. Nützt es dir, auf jemanden wütend zu sein?
Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage von allen, denn sie geht der Frage auf den Grund, warum wir überhaupt wütend werden. Wenn wir auf jemanden wütend sind, denken wir normalerweise, dass es uns etwas bringt - auch wenn es nur dazu dient, dass wir uns in diesem Moment gut fühlen. Was wir aber nicht wissen, ist, dass Wut uns auf lange Sicht selten etwas bringt. Vielleicht fühlen wir uns im Moment besser, aber in der Regel lohnt es sich nicht, unsere Beziehungen oder unser eigenes Glück zu opfern, nur um das vorübergehende Hochgefühl der Wut zu spüren.
Wenn du das nächste Mal spürst, wie die Wut in dir hochkocht, tritt einen Schritt zurück und stelle dir diese drei Fragen. Wahrscheinlich wirst du feststellen, dass es deine Zeit und Energie nicht wert ist, wütend zu werden - und das ist in der Tat eine wertvolle Lektion, die du lernen solltest.
Dr. Norbert Preetz
Leiter des Deutschen Instituts für klinische Hypnose.
Diplom Psychologe, Hypnosetherapeut, Ausbilder und Autor
mit mehr als 40 Jahre Erfahrung in der klinischen Praxis.