In einer Welt, in der ständige Beschäftigung und Produktivität hoch angesehen sind, kann Prokrastination eine Belastung sein. Doch was steckt wirklich hinter der so genannten Aufschieberitis?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Gründe für Prokrastination, warum sie nicht mit Faulheit gleichzusetzen ist und wie wir uns selbst und anderen dabei helfen können, aus dem Teufelskreis des Aufschiebens auszubrechen.
Prokrastination ist mehr als nur eine schlechte Angewohnheit. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine emotionale Bewältigungsstrategie, mit der Menschen versuchen, negative Gefühle zu vermeiden, die sie mit einer bestimmten Aufgabe in Verbindung bringen.
Dabei können Angst, Selbstzweifel, Frustration oder Langeweile eine Rolle spielen. Anstatt die Aufgabe direkt anzugehen, lenken wir uns mit anderen Tätigkeiten ab, um diese unangenehmen Emotionen nicht spüren zu müssen.
Doch diese Vermeidungstaktik führt oft dazu, dass wir uns später noch schlechter fühlen und unter noch mehr Druck geraten.
Urheber: Preetz-Hypnose: midjourney
Um Prokrastination zu reduzieren, ist es wichtig, die zugrunde liegenden emotionalen Faktoren zu erkennen und zu verstehen.
Stelle dir bei einer Aufgabe die Frage, warum sie wichtig und wertvoll ist, und versuche, sie aus einer bedeutungsvollen Perspektive zu betrachten. Dies kann helfen, die Motivation zu steigern und negative Emotionen zu überwinden.
Darüber hinaus ist es entscheidend, nachsichtig und mitfühlend mit sich selbst umzugehen. Anstatt sich selbst für das Aufschieben zu kritisieren, akzeptiere, dass es menschlich ist, unangenehmen Aufgaben aus dem Weg zu gehen, und arbeite daran, eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der du dich auf deine Ziele konzentrieren kannst.
Nein, Prokrastination ist keineswegs ein Zeichen von Faulheit. Faulheit impliziert ein Desinteresse an Arbeit oder Aktivität, während Prokrastination ein aktiver Bewältigungsmechanismus ist, um negative Emotionen zu vermeiden.
Menschen, die prokrastinieren, sind nicht unbedingt untätig – sie sind lediglich mit anderen Dingen beschäftigt, die ihnen helfen, die unangenehmen Gefühle, die eine bestimmte Aufgabe auslöst, nicht spüren zu müssen.
Prokrastination kann ernsthafte Folgen haben, sowohl persönlich als auch beruflich. Sie kann unseren Ruf schädigen, wenn wir als unzuverlässig oder inkonsequent gelten.
Darüber hinaus kann sie zu finanziellen Verlusten führen, etwa wenn wir Fristen verpassen oder Aufträge nicht abschließen. Prokrastination beeinträchtigt auch unsere psychische Gesundheit, indem sie Stress, Angst und Schuldgefühle verstärkt. Langfristig kann sie sogar unsere körperliche Gesundheit beeinträchtigen, indem sie zu Schlafstörungen, Erschöpfung und stressbedingten Erkrankungen führt.
Um anderen bei der Bewältigung von Prokrastination zu unterstützen, ist Empathie ein Schlüsselwort. Sei nachsichtig und mitfühlend, und versuche, den emotionalen Hintergrund ihrer Aufschieberitis zu verstehen.
Ermutige sie, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen, die sie mit einer bestimmten Aufgabe verbinden. Hilf ihnen dabei, die Bedeutung und den Wert ihrer Aufgaben zu erkennen, und unterstütze sie bei der Entwicklung von Strategien, um ihre negativen Emotionen zu bewältigen.
Du könntest auch Zeitmanagement-Techniken vorschlagen, die ihnen helfen, ihre Aufgaben in kleinere, überschaubare Teile zu zerlegen. Eine weitere Möglichkeit ist es, gemeinsam an Aufgaben zu arbeiten oder sich gegenseitig Ziele zu setzen und über den Fortschritt regelmäßig auszutauschen.
Urheber: Preetz-Hypnose: midjourney
Prokrastination ist ein weitverbreitetes Phänomen, das auf dem Wunsch beruht, unangenehme Emotionen zu vermeiden. Indem wir ein tieferes Verständnis für die emotionalen Gründe unserer Aufschieberitis entwickeln und uns selbst und anderen mit Mitgefühl und Verständnis begegnen, können wir die Prokrastination reduzieren und ein produktiveres, erfüllteres Leben führen.
Verabschiede dich von der Aufschieberitis und entdecke, wie viel du erreichen kannst, wenn du deine Ängste und Zweifel überwindest.
Dr. Norbert Preetz
Leiter des Deutschen Instituts für klinische Hypnose.
Diplom Psychologe, Hypnosetherapeut, Ausbilder und Autor
mit mehr als 40 Jahre Erfahrung in der klinischen Praxis.