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Die Angst, allein zu sein (Autophobie)

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Januar 10, 2013
PreetzRedakteur

Die Angst, allein zu sein, ist ein Phänomen, dass zunehmend das Leben vieler Menschen belastet. Wir Menschen sind soziale Wesen und gern in Gesellschaft, brauchen aber auch hin und wieder etwas Zeit und Ruhe für uns selbst. Es gibt jedoch auch viele Menschen mit Angst, allein zu sein. Dieses Phänomen reicht von Unwohlgefühl bis hin zu panischer Angst. Wenn die Angst, allein zu sein, ein krankhaftes Ausmaß annimmt, spricht man von „Autophobie“. Diese psychische Störung tritt in verschiedenen Formen auf und bedeutet für die Betroffenen sehr viel Leid und eine starke Minderung ihrer Lebensqualität.

Angst, allein zu sein, belastet auch die Partnerschaft

Manche Menschen können die Angst nicht genau benennen. Andere schildern die Angst davor, vollkommen auf sich selber gestellt zu sein oder die Angst, dass irgendetwas passieren könnte und sie keine Hilfe bekommen. Die Angst, allein zu sein, belastet auch die Familie und besonders die Partnerschaft, denn sie ist oft mit einer massiven Verlustängsten verbunden. Dadurch klammern sich die Betroffenen stark an ihre Partner, interpretieren kleinste Veränderungen in deren Verhalten als Abwendung und fordern stetig neue Liebesbeweise ein.

Angst, allein zu sein, hat ihren Ursprung in der Kindheit

Die Wurzeln der Angst, allein zu sein, liegen in belastenden Kindheitserfahrungen. Ältere Kinder beschäftigen sich gerne auch mal allein, um zu spielen oder einfach auch um ihren Phantasien und Tagträumen nachzuhängen. Kleine Kinder benötigen jedoch eine stabile und verlässliche Beziehungserfahrung. Frühe Verlusterfahrungen oder auch Vernachlässigungen durch die Eltern können das Alleinsein zu einer schmerzlichen Erfahrung werden lassen. Allein zu sein, bedeutet für die Betroffenen oft auch später, dass sie sich sehr schlecht fühlen und dass die alten Gefühle wieder auftauchen. Von der Angst, allein zu sein, sind auch Menschen betroffen, die in den ersten Lebensjahren nicht gelernt haben, sich selber zu genügen. Es entsteht ein inneres Vakuum, das sie selbstständig nicht auffüllen können und das sie immer wieder fühlen, wenn sie allein sind oder die „Gefahr“ besteht, allein zu sein.

Behandlung der Angst, allein zu sein

Wenn die Angst, allein zu sein, das Ausmaß einer psychischen Störung angenommen hat und wenn die Autophobie das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt, ist therapeutische Hilfe dringend angeraten. Oftmals wird im Rahmen der Behandlung versucht, die Patienten über einen längeren Zeitraum daran zu gewöhnen, allein zu sein. Das mag in manchen Fällen helfen, besser mit dem Alleinsein umgehen zu können, die Ursachen der Angst, allein zu sein, werden jedoch nicht behandelt. Häufig wird diese Gewöhnungsbehandlung von den Betroffen als sehr starke emotionale Belastung erlebt, die dennoch nicht zu einer Besserung führt. Weil die Angst, allein zu sein, in aller Regel tiefere Ursachen hat, ist es in den meisten Fällen sinnvoll, ursachenorientiert vorzugehen und die zugrundeliegenden belastenden / traumatischen Erfahrungen zu bearbeiten und zu heilen. Dies geht gleichzeitig zu einer Stärkung von Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl einher sowie mit dem Gefühl, wichtig und liebenswert zu sein. Die analytische Hypnosetherapie (Hypnoanalyse) bietet hierfür einen hervorragenden Zugang. Im Laufe meiner Behandlungspraxis habe ich schon sehr viele Patienten behandelt, die unter der Angst, allein zu sein, litten. Ausnahmslos in jedem Fall gab es eine frühe Erfahrung aus der Kindheit, in der das Alleinsein als schrecklich und sehr bedrohlich erlebt wurde, oft verbunden mit der Angst, sterben zu müssen. Oft handelt es sich um keine reale Todesgefahr, sondern um eine subjektive Bedrohung. Das Baby wird wach, hat Hunger, es friert und es fühlt sich ganz schlecht und weint oder schreit ganz laut. Obwohl die Mutter nur für eine kurze Zeit nicht in der Wohnung wahr, interpretiert das Baby/Kleinkind, das ja kein zeitliches Empfinden hat wie ein Erwachsener, die Situation so, als wäre es verlassen worden und müsse wohl sterben. Es ist DIESE alte Angst, die bei dem Erwachsenen immer wieder mobilisiert wird, wenn der Betroffene allein ist. Die Behandlung besteht darin, das alte Trauma, welches sehr häufig zuvor bewusst nicht erinnert werden konnte, zu heilen. Dies kann mit Hilfe der analytischen Hypnose in aller Regel in einer einzigen Sitzung geschehen. Wenn das Trauma geheilt wurde, gibt es keine Panik und Todesangst mehr aus dieser Quelle, die in anderen Situationen wachgerufen werden könnte. Auch bei der Angst, allein zu sein, gibt aber das Phänomen der Erwartungsangst, der Angst vor der Angst. Die Erinnerung an die furchtbaren Panikattacken und an das Gefühl, sterben zu müssen, sind so bedrohlich, dass sie selbst einen starken Stressor darstellen, der wieder Angst auslöst. Deshalb ist es nach der Bearbeitung der Ursachen sinnvoll, sich zunehmend Situationen auszusetzen, die verbunden waren mit der Angst, allein zu sein. Jetzt werden die Betroffenen immer wieder die Erfahrung machen, dass sie die Situationen, in denen sie alleine sind, oder auch Situationen, in denen sie zuvor befürchtet haben, verlassen zu werden, zunehmend leichter bewältigen können. Die positiven Erfahrungen führen zu einer weiteren Verstärkung von Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und auch zur Fähigkeit, allein zu sein.

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