Ca. 5 % aller Kinder in Deutschland gelten als massiv rechenschwach: Sie leiden an Dyskalkulie oder Rechenschwäche. Ständiges Pauken hilft ihnen nicht. Nötig wäre eine frühe und gezielte Förderung, für die an deutschen Schulen aber Zeit und Geld fehlt. Während der gesamten Schulzeit leiden daher viele unter der ständigen Angst in Matheprüfungen zu versagen. Kopf- oder Bauchschmerzen, Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Erbrechen sind bei Prüfungsangst reale Symptome, die schon seit langem bekannt sind. Jetzt haben US Forscher in einer Studie herausgefunden, dass speziell die Angst vor Matheaufgaben Schmerzen im Körper auslösen kann.
Die Wissenschaftlicher untersuchten Probanden mit Matheangst vor und beim Lösen der Aufgaben. Die Testpersonen mussten sich in einen Gehirnscanner legen, der ihre Gehirnaktivität aufzeichnete. Auf einem Computerbildschirm erschienen dann nacheinander verschiedene Aufgaben aus dem Bereich Mathematik und Sprache. “Entscheidend daran war, dass kurz vor jeder Aufgabe ein farbiger Kreis anzeigte, ob eine Mathematik- oder eine Sprachaufgabe folgen würde”, erklärten die Forscher. Dadurch konnte eine allgemeine “Erwartungsangst” ausgeschlossen werden.
Das verblüffende Ergebnis: Die Angst trat nicht auf während die Probanden die Mathe-Aufgabe lösen mussten, sondern nur davor. Schmerzen entstehen also nicht durch die Matheaufgaben selbst, sondern mit der Erwartung.
Die Erwartungsangst versetzt den Körper in einen permanenten Alarm- und Stresszustand, der wiederum die befürchtete körperliche Angstreaktion auslöst, die Betroffene unter allen Umständen vermeiden möchten (Herzrasen, Erstickungsgefühle, Schweißausbrüche, usw.). Deshalb vermeiden Menschen mit Angst vor der Angst Situationen, in denen Sie Gefahr laufen, wieder Panik-Symptome zu erleben.
Schmerzen, die durch Angst ausgelöst werden, konnte man bisher nur in Verbindung mit sozialer Angst nachweisen. Die Angst, allein zu sein (Autophobie), reicht vom Unruhegefühl bis hin zur panischen Angst, die echte physische Schmerzen verursachen kann. Diese und andere soziale Ängste sind tief sitzend und evolutionär bedingt. Sie aktivieren im Hirnscan die gleichen Areale wie die Angst vor Mathematik, vor einem Fach also, “das eine junge kulturelle Erfindung” ist.“ Die Ursache für diesen Zusammenhang könne daher nicht in der Evolution liegen”, schrieben die Forscher im Fachmagazin Plos One.