Die Fähigkeit, verschiedene Sinneswahrnehmungen miteinander zu koppeln, bezeichnet man als Synästhesie. Der Vorgang geschieht nicht absichtlich. In Untersuchungen zeigte sich, dass bei den Betroffenen verschiedene Hirnareale unmittelbar miteinander verknüpft sind. Während wir der Musik lauschen, wird bei uns im Gehirn nur das Hörzentrum aktiviert. Bei Synästhetikern schaltet sich gleichzeitig der visuelle Kortex mit ein. So können die Synästhetiker farbig hören. Welche Sinneswahrnehmungen gekoppelt werden, ist von Synästhetiker zu Synästhetiker unterschiedlich. Dokumentierte Fälle reichen vom Töne schmecken, über Ziffernriechen bis zum Farbenhören.
Synästhetiker besitzen ihre außergewöhnliche Fähigkeit meist seit der Geburt, weshalb Synästhesie als vererbbar gilt. Mithilfe des Stroop-Effekts wird getestet, ob und welche Synästhesiefähigkeit vorliegt. Synästhetiker, die Zahlen mit Farben verknüpfen, fällt es beispielsweise schwer eine schwarzgedruckte „1“ vor rotem Hintergrund abzulesen. Ähnlich fühlt es sich an, wenn Unbetroffene Farbwörter wie „grün“ und „rot“, die nicht ihrer Druckfarbe entsprechen, benennen sollen.
Die Schwierigkeiten werden übertroffen von den Vorteilen, die das Phänomen mit sich bringt. Synästhetiker berichten darüber, dass die Fähigkeit ihre Gedächtnisleistung steigert. Mithilfe der farbigen Zahlen lassen sich Telefonnummern, Codes und Geburtstage leichter merken.
Englische Forscher des University College London haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass Synästhesie von Blockierungsprozessen im Gehirn beeinflusst wird. Während der Hypnose lassen sich diese Blockaden lösen und Verknüpfungen zwischen verschiedenen Sinneswahrnehmungen erzeugen. Nach der Hypnose hält die Synästhesie an und mit ihr die dazugewonnene Kreativität, gesteigerte Lebensqualität und die bessere Gedächtnisleistung. Durch Hypnose ausgelöste Synästhesie kann zu jeder Zeit wieder beendet werden.