Die Studie "Real-time dialogue between experimenters and dreamers during REM sleep" der französischen Forscher der Universität Sorbonne und des französischen Nationalen Forschungsinstituts CNRS, die im Februar 2021 veröffentlicht wurde, zeigt eine bahnbrechende Möglichkeit, mit Träumern während des REM-Schlafs zu kommunizieren.
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Rapid Eye Movement ist ein Schlafstadium, in dem die meisten Träume auftreten. Bislang war es nicht möglich, mit Träumern während des REM-Schlafs zu kommunizieren, da sie während dieser Zeit in der Regel bewegungsunfähig sind.
Die Forscher um Karen Konkoly haben eine Methode entwickelt, um diese Schwierigkeit zu überwinden. Mit der Hilfe von Elektroenzephalogrammen (EEG), die die Gehirnaktivität während des Schlafs messen, und schneller Augenbewegungsdetektion, konnten sie den Moment identifizieren, in dem ein Träumer in den REM-Schlafzustand eintritt.
Dann konfrontierten sie die schlafenden Probanden mit Fragen und baten sie um eine Antwort durch Augenbewegungen oder Muskelbewegungen. Dies wurde durch ein eingebautes System zur Verarbeitung und Übertragung von Signalen ermöglicht, das mit den Probanden kommunizierte und deren Antworten aufzeichnete.
Dieses Experiment wurde mit 36 Probanden durchgeführt, von denen 22 in der Lage waren, auf Fragen zu antworten. Die Forscher nutzten offene Fragen wie "Welche Gedanken haben Sie gerade?" und "Können Sie uns etwas erzählen?" um die Träumer zu ermutigen, sich auszudrücken.
Die Antworten der Träumer waren von erstaunlicher Klarheit und Konsistenz. Einige von ihnen antworteten auf Fragen über ihre Umgebung, andere über ihre Gedanken und Gefühle. Es wurden sogar Fälle dokumentiert, in denen Träumer Entscheidungen trafen oder Probleme lösten, während sie schliefen.
Die Bedeutung dieser Entdeckung geht jedoch über das Interesse an der Fähigkeit, mit schlafenden Personen zu kommunizieren, hinaus. Die Forscher hoffen, dass diese Methode in Zukunft dazu beitragen wird, das Verständnis der Neurobiologie von Träumen und Schlafstörungen zu vertiefen.
Sie können möglicherweise genutzt werden, um Schmerztherapien, Gedächtnisbildung und emotionale Verarbeitung während des Schlafs zu unterstützen.
Darüber hinaus könnte die Kommunikation mit schlafenden Menschen, die an Erkrankungen wie Locked-in-Syndrom, Schizophrenie oder anderen psychischen Störungen leiden, eine große Hilfe bei der Diagnose und Behandlung sein.
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Die Technologie hat jedoch auch ihre Grenzen. Zum Beispiel sind nicht alle Personen in der Lage, auf Fragen während des Schlafs zu antworten, und es kann schwierig sein, die Antworten eindeutig zu interpretieren.
Es bleibt jedoch spannend zu sehen, welche weiteren Entdeckungen in diesem Bereich gemacht werden können und welche möglichen Anwendungen sich daraus ergeben werden.
Die Erkenntnisse aus der Studie über die Möglichkeit, mit Probanden während des REM-Schlafs zu kommunizieren und sie dazu zu bringen, detaillierte Berichte über ihre Träume zu liefern, könnten in der Hypnosetherapie genutzt werden, um das Verständnis und die Behandlung von psychischen Störungen zu verbessern.
Die Möglichkeit, direkt mit dem Patienten während des REM-Schlafs zu kommunizieren und seine Traumerfahrungen zu erforschen, könnte jedoch einen bedeutenden Fortschritt in der Therapie darstellen.
Durch das Erforschen von Träumen während des REM-Schlafs könnten Therapeuten tiefere Einsichten in das Unterbewusstsein ihrer Patienten erlangen und möglicherweise tief verwurzelte Probleme aufdecken, die im Wachzustand nicht zugänglich sind.
Durch die Integration dieser Erkenntnisse in die Hypnosetherapie könnten Therapeuten ein besseres Verständnis der Ursachen von psychischen Störungen und ein effektiveres Vorgehen bei der Behandlung entwickeln.
Überdies könnte die Möglichkeit, direkt mit dem Patienten während des REM-Schlafs zu kommunizieren, es Therapeuten ermöglichen, gezieltere Suggestionen und Interventionen zu geben, um den Patienten zu helfen, ungesunde Verhaltensmuster oder negative Denkmuster zu überwinden.
Es gibt jedoch noch einige Herausforderungen und technische Hürden zu überwinden, um diese Methode der Traumkommunikation in der Hypnosetherapie effektiv zu nutzen.
Zum Beispiel erfordert die Durchführung dieser Art von Forschung und Therapie spezielle Ausrüstung und geschultes Personal, um sicherzustellen, dass die Kommunikation während des Schlafs sicher und ethisch verantwortlich erfolgt.
Darüber hinaus müssen mögliche ethische und datenschutzrechtliche Bedenken im Umgang mit den während der Träume gewonnenen Informationen berücksichtigt werden.
Insgesamt bietet die Möglichkeit, mit Patienten während des REM-Schlafs zu kommunizieren und ihre Traumerlebnisse zu erforschen, ein vielversprechendes Potenzial für die Weiterentwicklung der Hypnosetherapie und die Verbesserung der Behandlung von psychischen Störungen.
Es bedarf jedoch weiterer Forschung und Entwicklungen, um diese Technik sicher und effektiv in der Praxis anzuwenden.
Dr. Norbert Preetz
Leiter des Deutschen Instituts für klinische Hypnose.
Diplom Psychologe, Hypnosetherapeut, Ausbilder und Autor
mit mehr als 40 Jahre Erfahrung in der klinischen Praxis.