Bis auf wenige angeborene Ängste sind Kinder relativ angstfrei. Viele der Ängste, die wir mit uns herumtragen werden im Laufe des Lebens erworben. Einer der Lernmechanismen, die hier eine Rolle Spielen ist die Konditionierung, das heißt die Verknüpfung eines oder mehrerer Umgebungsreize mit einem Gefühl oder einer körperlichen Reaktion. Viele Phobien entstehen auf diese Weise, insbesondere Angst vor Spinnen, Hunden, Schlangen oder auch Höhenangst. Mehr zum Thema klassische Konditionierung und wie sie unser Leben prägt, kannst du auch in dem Artikel lesen.
Ich habe schon etliche Patienten (oft Frauen) mit Spinnenphobie behandelt, die in dem Moment entstanden ist, als das damalige Mädchen mit einer Spinne angeworfen und gleichzeitig erschreckt wurde. Buh! In vielen Fällen hat eine einzige Verknüpfung des Reizes „Spinne" mit dem Schreck ausgereicht, dass von nun an für den Rest des bisherigen Lebens Angst und Panik auftrat, wenn die Patientin eine Spinne auch nur von Weitem gesehen hat.
Der 553 Meter hohe CN-Tower in Toronto, Kanada, hat eine besondere Attraktion - den gläsernen Boden auf dem Glass Floor Deck in 342 Metern Höhe. Kinder springen dort vollkommen angstfrei herum und fürchten sich nicht vor der Schwindel erregenden Tiefe.
In dem Moment, in dem sie die panische Angst ihrer Eltern bemerken, verbindet sich der Blick in die Tiefe mit Todesangst und die Höhenphobie ist geboren. Innerhalb einer einzigen Minute. Die Sicht herab von einem hohen Gebäude oder einem Berg reicht nun aus, um immer wieder Angst und Panik auszulösen.
Ursprünglich wurde das Aussichtsdeck mit 23 m² Glasboden aus 6 cm dicken Panzerglasplatten ausgestattet, die fast 40 Tonnen Gewicht aushalten können. Doch die Angst der Besucher war einfach zu groß, so dass sich kaum jemand auf den durchsichtigen Boden traute. Mittlerweile wurde die Aussicht nach unten um ein Vielfaches verkleinert - den Glasboden hat allerdings niemand ausgetauscht, lediglich ein Teppichboden verdeckt den Blick in die Tiefe.